Ankanke Klinik
Ich schreibe
diesen Bericht in der Hoffnung, dass er anderen hilft. Bevor ich in die Ananke
Klinik bin, habe ich Erfahrungsberichte darüber im Internet gesucht, und leider
kaum welche gefunden. So erleichtere ich den Start vielleicht einigen
zukünftigen Bewohnern der Freyunger Klinik.
Zu mir. Ich
bin 20, war zum Zeitpunkt der Behandlung 19. Ich kam in die Klinik mit schweren
Panikattacken, Angstzuständen und Depressionen. Ich konnte nichts mehr
alleine machen. Keinen Meter vor die Tür gehen. Ich habe kaum noch gegessen.
Ich war am Ende. Ich wollte nicht mehr leben. Die Ananke hat mir mein Leben
wieder zurückgegeben. Und dafür bin ich unglaublich dankbar.
Zur Klinik
Allgemein:
Die Klinik
liegt im Niederbayerischen Ort Freyung. Das Haus an sich war früher ein
Schwesternwohnheim. Von außen sehr schön, wie ich finde. Garten. Pavillion.
In der
Klinik selbst sind großteils Patienten die an einer Essstörung erkrankt sind.
Dabei handelt es sich überwiegend um junge Mädchen. Aber auch viele haben
Depressionen, Panikattacken, Spielsucht etc.. Hier sind die Altersklassen ganz
gemischt. Von jung bis alt, ist da eigentlich alles dabei.
Die
Aufnahme:
Zuerst
braucht man eine Einweisung. Vom Hausarzt, oder vom Psychiater etc. Dann wird
ein Termin in der Ananke Klinik gemacht. Dort wird man dann zu einem
Vorstellungsgespräch eingeladen. Man bekommt von einem Psychologen einige
Fragen gestellt. Warum man in die Klinik möchte usw. Dann beginnt die
Wartezeit.. Ich habe 3 Wochen auf einen Platz gewartet. Ich denke, in Notfällen
geht es aber auch schneller.
Der Erste
Tag:
Am ersten
Tag war ich realtiv nervös. Völlig unbegründet im Nachhinein. Wenn man ankommt,
darf man als erstes mal in sein Zimmer. Man hat ein bisschen Zeit um sich
einzurichten, den Koffer auszupacken, sich daran zu gewöhnen. Dann wird jedem
neuem Patienten ein Pate zugeteilt. Hierbei handelt es sich um einen anderen
Patienten, der schon länger in der Ananke Klinik ist. Der Pate zeigt einem
alles. Das Haus, den Speiseplan, die Therapiepläne, den Speisesaal, die
Therapiezimmer, die Kaffeeküche usw. .Man wird von ihm herumgeführt und darf
alles Fragen was einem einfällt.
Danach hat
man sein erstes Gespräch mit dem Psychologen. Es gibt viele Psychologen in der
Ananke Klinik. Zu Beginn wird einem einer davon zugeteilt, der dann die ganzen Wochen
für einen zuständig ist. Mit ihm hat man 2 mal die Woche ein Einzelgespräch. Am
ersten Tag bespricht man nicht viel. Man bekommt nur seinen eigenen
„Stundenplan“. Dieser ist für jeden Patienten ein bisschen anders.
Der
Therapieplan
Am Anfang
bekommt man wie gesagt einen Therapieplan. Man muss zur jeder Therapie gehen,
die dort drauf steht. Es gibt folgende:
Einzeltherapie
Gruppentherapie
Malgruppe
Bewegungsbad
Physiotherapie
Manchmal
Yoga
Reittherapie
(nur für Esspatienten)
Körpergruppe
Entspannungsgruppe
Familientherapie
Und
wahrscheinlich hab ich noch einiges Vergessen :D
Nach jeder
Therapie die man mitgemacht hat bekommt man eine Unterschrift vom jeweiligen
Therapeuten.
Was sonst in
den ersten Tagen noch so anfällt:
Wiegen,
Messen und Blut abnehmen.
Falls man
Medikamente nimmt, dann gibt man diese am ersten Tag ab. Man kann sie jeden Tag
morgens abholen – immer portioniert für einen Tag.
Der Alltag:
Am Morgen
geht’s erst mal mit Frühstück los. Das war ab 07:00.. Danach geht’s für alle
zur Morgenrunde. Die dauert nur ein Paar Minuten. Hier sagt jeder Patient in
einem kurzen Satz wie es ihm geht. Ich habe diese Runden geliebt. Auf „Wie
geht’s dir?“ eine Wahre Antwort zu geben hatte ich total verlernt. Dann beginnt
schon das Therapieprogramm. Falls man
keine Therapie hat, kann man sich im Zimmer aufhalten. Oder man geht in den
Aufenthaltsraum. Das ist ein großer Raum mit vielen Tischen und einer großen
und einer kleinen Couch. Wir haben dort oft Puzzle gebaut, uns gegenseitig das
stricken beigebracht, gemalt, gelacht, aber auch viel geweint. Es ist ein so
schöner Ort um Gespräche zu führen, die anderen näher kennenzulernen, oder
einfach nur um zusammen traurig, oder schlecht drauf zu sein. Wem es dort zu viel wird, der kann auch auf eine
der zwei Sofas ausweichen, die ein bisschen ruhiger im Gang stehen.
Es gibt auch
noch einen Tischtennisraum, und einen Fernsehraum. In den beiden war ich
allerdings sehr selten, da sie im Keller sind.
Im Zimmer
selbst befindet sich kein Fernseher. Im Zimmer sind 2 Betten, Schränke, Tisch
Stühle, Bad, Dusche, WC, Badewanne, Garderobe. Die Zimmer sind etwas langweilig
eingerichtet. Aber man kann sich ja Fotos und Poster an die Wände hängen.
Um 11:30
geht’s dann zum Mittagessen. Es gibt einen Speiseplan aus dem man zwischen 3
Gerichten wählen kann. Bei den Esspatienten ist das ein bisschen anders. Aber
im Prinzip essen alle in einem großen Speisesaal zu Mittag.
Nach dem
Mittagessen geht’s dann mit Therapie weiter. Oder man geht nach draußen. In
Freyung einkaufen. Spazieren. Zum Kiosk.
Usw.
Vor dem
Abendessen treffen sich wieder alle zur Abendrunde. Das gleiche Spiel wie
morgens. Jeder sagt wie der Tag für einen war. Danach gibt’s abendessen, und
der Rest des Tages ist Freizeit.
An
Wochenenden darf man von Samstag 08:00 bis Sonntag 22:00 nach Hause fahren,
wenn man in der nähe wohnt.
Die
Gemeinschaft
Die besten
Freunde die ich heute habe, habe ich in dieser Klinik kennenglernt. Der
Zusammenhalt ist wirklich rießig. Am ersten Tag saß ich weinend im
Aufenthaltsraum und es kamen sofort mehrere Mädchen auf mich zu um mich
aufzumuntern. Wir sind auch nachts oft noch bis 12 zusammengesessen und haben
gespielt oder geredet. Vor meinem Ananke Aufenthalt wäre das für mich unmöglich
gewesen. Mit so vielen Fremden Menschen in einem Raum sein.. das ging gar
nicht. Aber es tat mir sogar sehr gut.
Die
Therapeuten
Wenn man
schlecht drauf ist, es einem nicht gut geht, man einen Rückfall hat, dann ist
Rund um die Uhr jemand vom Personal zum reden da. Wenn man Panik hat, wird man
nicht wie in anderen Kliniken mit Tabletten vollgepumpt und weggeschickt. Nein!
Es werden Gespräche geführt, nach Lösungen gesucht und so weiter. Dafür habe
ich diese Klinik geliebt.
Neben den
Therapeuten gibt es auch noch eine Sozialarbeiterin. Diese hilft einem mit
allem, was mit Wohnung, Arbeit, Arbeitsamt etc zu tun hat.
Mein Fazit
Ich verdanke
der Klinik mein Leben. Sie hat mir mein Leben zurückgegeben. Ohne die Ananke
wäre ich heute Tod.
Ich kann
keinen Vergleich ziehen mit anderen Kliniken. Ich war nur mal ein paar Tage in
einer Psychiatrie und habe dort nur schlechte Erfahrungen gesammelt. Aber ich
persönlich würde diese Klinik jedem der Hilfe braucht wärmstens empfehlen. Wer noch fragen hat, der bekommt gerne meine Mail Adresse. Ich helfe gerne.
Sucht euch hilfe wenn ihr sie braucht. Traut euch, und geht diesen Schritt.
Danke für diesen Bericht. Nach einer sehr schlechten Klinikerfahrung MUSS ich nun deswegen wieder in eine Klinik und war mir bei der Ananke unsicher da man so wenig liest.
AntwortenLöschenDein Bericht klingt ja schonmal gut ;)
Ich weiß nicht ob du diesen Blog noch aktiv führst oder das liest aber danke! Ich bin ab April dort wegen Burnout und hatte echt Bedenken, jetzt freue ich mich nur noch riesig darauf! Danke für deinen Bericht <3
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