Freitag, 16. August 2013

Ananke Freyung



Ankanke Klinik
Ich schreibe diesen Bericht in der Hoffnung, dass er anderen hilft. Bevor ich in die Ananke Klinik bin, habe ich Erfahrungsberichte darüber im Internet gesucht, und leider kaum welche gefunden. So erleichtere ich den Start vielleicht einigen zukünftigen Bewohnern der Freyunger Klinik.

Zu mir. Ich bin 20, war zum Zeitpunkt der Behandlung 19. Ich kam in die Klinik mit schweren Panikattacken,  Angstzuständen  und Depressionen. Ich konnte nichts mehr alleine machen. Keinen Meter vor die Tür gehen. Ich habe kaum noch gegessen. Ich war am Ende. Ich wollte nicht mehr leben. Die Ananke hat mir mein Leben wieder zurückgegeben. Und dafür bin ich unglaublich dankbar.

Zur Klinik Allgemein:
Die Klinik liegt im Niederbayerischen Ort Freyung. Das Haus an sich war früher ein Schwesternwohnheim. Von außen sehr schön, wie ich finde. Garten. Pavillion.
In der Klinik selbst sind großteils Patienten die an einer Essstörung erkrankt sind. Dabei handelt es sich überwiegend um junge Mädchen. Aber auch viele haben Depressionen, Panikattacken, Spielsucht etc.. Hier sind die Altersklassen ganz gemischt. Von jung bis alt, ist da eigentlich alles dabei.

Die Aufnahme:
Zuerst braucht man eine Einweisung. Vom Hausarzt, oder vom Psychiater etc. Dann wird ein Termin in der Ananke Klinik gemacht. Dort wird man dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Man bekommt von einem Psychologen einige Fragen gestellt. Warum man in die Klinik möchte usw. Dann beginnt die Wartezeit.. Ich habe 3 Wochen auf einen Platz gewartet. Ich denke, in Notfällen geht es aber auch schneller.


Der Erste Tag:
Am ersten Tag war ich realtiv nervös. Völlig unbegründet im Nachhinein. Wenn man ankommt, darf man als erstes mal in sein Zimmer. Man hat ein bisschen Zeit um sich einzurichten, den Koffer auszupacken, sich daran zu gewöhnen. Dann wird jedem neuem Patienten ein Pate zugeteilt. Hierbei handelt es sich um einen anderen Patienten, der schon länger in der Ananke Klinik ist. Der Pate zeigt einem alles. Das Haus, den Speiseplan, die Therapiepläne, den Speisesaal, die Therapiezimmer, die Kaffeeküche usw. .Man wird von ihm herumgeführt und darf alles Fragen was einem einfällt.
Danach hat man sein erstes Gespräch mit dem Psychologen. Es gibt viele Psychologen in der Ananke Klinik. Zu Beginn wird einem einer davon zugeteilt, der dann die ganzen Wochen für einen zuständig ist. Mit ihm hat man 2 mal die Woche ein Einzelgespräch. Am ersten Tag bespricht man nicht viel. Man bekommt nur seinen eigenen „Stundenplan“. Dieser ist für jeden Patienten ein bisschen anders.

Der Therapieplan
Am Anfang bekommt man wie gesagt einen Therapieplan. Man muss zur jeder Therapie gehen, die dort drauf steht. Es gibt folgende:
Einzeltherapie
Gruppentherapie
Malgruppe
Bewegungsbad
Physiotherapie
Manchmal Yoga
Reittherapie (nur für Esspatienten)
Körpergruppe
Entspannungsgruppe
 Familientherapie

Und wahrscheinlich hab ich noch einiges Vergessen :D

Nach jeder Therapie die man mitgemacht hat bekommt man eine Unterschrift vom jeweiligen Therapeuten.


Was sonst in den ersten Tagen noch so anfällt:
Wiegen, Messen und Blut abnehmen.
Falls man Medikamente nimmt, dann gibt man diese am ersten Tag ab. Man kann sie jeden Tag morgens abholen – immer portioniert für einen Tag.

Der Alltag:
Am Morgen geht’s erst mal mit Frühstück los. Das war ab 07:00.. Danach geht’s für alle zur Morgenrunde. Die dauert nur ein Paar Minuten. Hier sagt jeder Patient in einem kurzen Satz wie es ihm geht. Ich habe diese Runden geliebt. Auf „Wie geht’s dir?“ eine Wahre Antwort zu geben hatte ich total verlernt. Dann beginnt schon das Therapieprogramm.  Falls man keine Therapie hat, kann man sich im Zimmer aufhalten. Oder man geht in den Aufenthaltsraum. Das ist ein großer Raum mit vielen Tischen und einer großen und einer kleinen Couch. Wir haben dort oft Puzzle gebaut, uns gegenseitig das stricken beigebracht, gemalt, gelacht, aber auch viel geweint. Es ist ein so schöner Ort um Gespräche zu führen, die anderen näher kennenzulernen, oder einfach nur um zusammen traurig, oder schlecht drauf zu sein. Wem  es dort zu viel wird, der kann auch auf eine der zwei Sofas ausweichen, die ein bisschen ruhiger im Gang stehen.
Es gibt auch noch einen Tischtennisraum, und einen Fernsehraum. In den beiden war ich allerdings sehr selten, da sie im Keller sind.
Im Zimmer selbst befindet sich kein Fernseher. Im Zimmer sind 2 Betten, Schränke, Tisch Stühle, Bad, Dusche, WC, Badewanne, Garderobe. Die Zimmer sind etwas langweilig eingerichtet. Aber man kann sich ja Fotos und Poster an die Wände hängen.
Um 11:30 geht’s dann zum Mittagessen. Es gibt einen Speiseplan aus dem man zwischen 3 Gerichten wählen kann. Bei den Esspatienten ist das ein bisschen anders. Aber im Prinzip essen alle in einem großen Speisesaal zu Mittag.
Nach dem Mittagessen geht’s dann mit Therapie weiter. Oder man geht nach draußen. In Freyung einkaufen.  Spazieren. Zum Kiosk. Usw.
Vor dem Abendessen treffen sich wieder alle zur Abendrunde. Das gleiche Spiel wie morgens. Jeder sagt wie der Tag für einen war. Danach gibt’s abendessen, und der Rest des Tages ist Freizeit.
An Wochenenden darf man von Samstag 08:00 bis Sonntag 22:00 nach Hause fahren, wenn man in der nähe wohnt.




Die Gemeinschaft
Die besten Freunde die ich heute habe, habe ich in dieser Klinik kennenglernt. Der Zusammenhalt ist wirklich rießig. Am ersten Tag saß ich weinend im Aufenthaltsraum und es kamen sofort mehrere Mädchen auf mich zu um mich aufzumuntern. Wir sind auch nachts oft noch bis 12 zusammengesessen und haben gespielt oder geredet. Vor meinem Ananke Aufenthalt wäre das für mich unmöglich gewesen. Mit so vielen Fremden Menschen in einem Raum sein.. das ging gar nicht. Aber es tat mir sogar sehr gut.

Die Therapeuten
Wenn man schlecht drauf ist, es einem nicht gut geht, man einen Rückfall hat, dann ist Rund um die Uhr jemand vom Personal zum reden da. Wenn man Panik hat, wird man nicht wie in anderen Kliniken mit Tabletten vollgepumpt und weggeschickt. Nein! Es werden Gespräche geführt, nach Lösungen gesucht und so weiter. Dafür habe ich diese Klinik geliebt.

Neben den Therapeuten gibt es auch noch eine Sozialarbeiterin. Diese hilft einem mit allem, was mit Wohnung, Arbeit, Arbeitsamt etc zu tun hat.

Mein Fazit
Ich verdanke der Klinik mein Leben. Sie hat mir mein Leben zurückgegeben. Ohne die Ananke wäre ich heute Tod.
Ich kann keinen Vergleich ziehen mit anderen Kliniken. Ich war nur mal ein paar Tage in einer Psychiatrie und habe dort nur schlechte Erfahrungen gesammelt. Aber ich persönlich würde diese Klinik jedem der Hilfe braucht wärmstens empfehlen. Wer noch fragen hat, der bekommt gerne meine Mail Adresse. Ich helfe gerne. 
Sucht euch hilfe wenn ihr sie braucht. Traut euch, und geht diesen Schritt.



2 Kommentare:

  1. Danke für diesen Bericht. Nach einer sehr schlechten Klinikerfahrung MUSS ich nun deswegen wieder in eine Klinik und war mir bei der Ananke unsicher da man so wenig liest.

    Dein Bericht klingt ja schonmal gut ;)

    AntwortenLöschen
  2. Ich weiß nicht ob du diesen Blog noch aktiv führst oder das liest aber danke! Ich bin ab April dort wegen Burnout und hatte echt Bedenken, jetzt freue ich mich nur noch riesig darauf! Danke für deinen Bericht <3

    AntwortenLöschen